Die Liebe eines ungleichen Paares, Eifersucht, Bedrohung: Die Zutaten zur "Twilight" Vampirsaga sind altbekannt. Germanisten halten den Mangel an Sex für das Erfolgsrezept. "Eclipse" startet nun im Kino.
´Nicht gerade über Nacht, aber binnen weniger Jahre hat sich die Vampirromanze "Twilight" zum globalen Phänomen, das nicht nur Teenager in seinen Bann zog, entwickelt: Vor fünf Jahren erschien Stephenie Meyers erster Roman der vierteiligen "Twilight"-Serie, vor dreieinhalb Jahren kam dessen Verfilmung "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" ins Kino. Er zog weltweit Millionen Zuseher in den Bann und machte die Hauptdarsteller Robert Pattinson, Kristen Stewart und Taylor Lautner zu Superstars. Der dritte Teil, "Eclipse", startet am Donnerstag, dem 15. Juli, in den österreichischen Kinos.
Es ist eine sehr simple Geschichte, die Jung und Alt global fasziniert: Die junge Amerikanerin Bella Swan (Kristen Stewart) zieht zu ihrem Vater in die Kleinstadt Forks und verliebt sich in den Vampir Edward Cullen (Robert Pattinson). Natürlich ist er ein Guter: Er tötet keine Menschen, sondern ernährt sich von Tierblut. Mit Jacob Black (Taylor Lautner) bildet das ungleiche Paar ein Liebes-Triangel: Er stammt aus dem Quilleute-Stamm, ihresgleichen Indianer, die sich in Werwölfe verwandeln können. Er will verhindern, dass Bella aich aus Liebe zum Vampir machen lässt. Feindliche Vampire bedrohen die schöne Jugendliche zudem.
Rivalität, Bedrohung und jede Menge Teenie-Romantik zeichnen die "Twilight"-Saga aus und brachten die Vampire vom trashigen Horrorfilm hin zum massentauglichen Blockbuster.
Bellas Blut als Heroin
Den Vampirmythos selbst hat Autorin Meyer einen Dreh gegeben: So ist Edward Cullen, seit 1918 Vampir, ein einfühlsamer, schüchterner Bub, dessen blasser, schmaler Körper im Sonnenlicht nicht verbrennt, sondern funkelt. Gemäß seiner Zeit als Sterblicher gehört er der "alten Schule" an, soll heißen: Kein Sex vor der Ehe. Abgesehen davon ist Sex gefährlich: So könnte er die Kontrolle verlieren und in einen Blutrausch fallen. Bellas Blut sei seine "ganz persönliche Form von Heroin", meinte er im ersten Film.
Aber ist die "Twilight"-Reihe nicht nur konservativ, sondern gar Propaganda für Mormonen? "Twilight" ist seit jeher umstritten, soll laut Kritikern die Ansichten der Mormonin Meyer verbreiten, jungen Mädchen ein anti-feministisches Frauenbild vermitteln und Abstinenz bewerben.
Neben allen Theorien und Kritiken ist "Twilight" aber vor allem eines: ein Publikumsmagnet. Mehr als 7,5 Millionen Mal verkauften sich die vier Romane bisher nach Angaben des Carlsen Verlags, sowohl "New Moon" als auch "Eclipse" brachten innerhalb der ersten zwei Wochen knapp 190 Millionen Euro allein in den USA ein. Dabei gab es vor Stephenie Meyers Vampirromanzen bereits mehrere ähnliche Geschichten. Was also macht die Autorin besser als andere?
Reine Liebe ohne dreckigen Sex
"Meyer entwirft eine reine Liebe", erklärt Literaturwissenschaftlerin Jana Mikota von der Universität in Siegen. Sexualität fehle bis zum vierten Band gänzlich. "Und das, wo heute selbst Fußballwerbung mit nackter Haut und Weiblichkeit gemacht wird." Sie führt Meyers Darstellung allerdings nicht auf deren Mormonen-Glauben zurück, sondern deutet die romantisierende, aber auch leicht prüde wirkende Geschichte als Gesellschaftskritik. Zumal nicht nur junge Mädchen, sondern auch erwachsene Frauen von ewiger Liebe träumten.
Hinzu kommt der nette Vampir: "Der Vampir wird menschfreundlich, kapselt sich nicht von der Gesellschaft ab und will nicht mehr unentdeckt bleiben", sagt Sabine Planka, Literaturwissenschafterin an der Universität in Siegen. Diese harmlose Variante des Blutsaugers lasse sich seit den 1980er Jahren in der Literatur nachweisen - eingesetzt, um Kindern die Angst vor Unbekanntem zu nehmen. Je älter die Leser würden, desto komplexer seien die Vampire, hat die Expertin beobachtet. "Auch bei Edward gibt es das Spiel mit der Gefahr. Er muss seine Triebe kontrollieren."
Vampirismus als Absage ans Leben?
In genau diesem freundlich-friedlichen Bild, das Meyer von den Untoten entwirft, sieht die Philosophie-Dozentin Jennifer L. McMahon jedoch eine Gefahr. In einem Beitrag für das gerade erschienene Buch "Die Philosophie in Twilight" schreibt sie: "'Twilight' favorisiert die Vampire und fördert eine ungesunde Abneigung gegen das menschliche Leben, statt eine Balance zwischen beiden zu zeigen." So werde die mit dem Tod einhergehende menschliche Existenz abgewertet.
Dem widerspricht Planka: Die Achtung des menschlichen Lebens sei gerade bei Edward Cullen und seiner Vampirfamilie sehr hoch, weshalb sie nicht von Menschenblut zehren. "Dafür werden sie sogar von anderen Vampiren bewundert." Und auch Bella, die weibliche Hauptfigur der Saga, bereue nach der Verwandlung in einen Vampir, das Menschliche nicht mehr erleben zu können.
Hype um Robert Pattinson
Und dann hat Stephenie Meyer auch noch mit einem ganz banalen Faktor dem Phänomen um die "Twilight"-Hysterie nachgeholfen: Sie brachte ihre Bücher genau im richtigen Moment auf den Markt, wie Mikota meint. "Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise sehnen sich Jugendliche nach Sicherheit, wie Bella sie verkörpert. Und Edward ist der perfekte Mann an ihrer Seite."
Im Zentrum des Hypes steht Schauspieler Pattinson. Der 24-Jährige muss sich seit Jahren die Seele aus den Leib kreischenden Mädchen (und Müttern, sogenannten "Twi-moms") auszusetzen, wird auf Dauer anstrengend. Doch Pattinson ist nur noch einen Roman davon entfernt, sich für immer anderen Filmrollen zuwenden zu können (wie etwa neben Christoph Waltz in "Water for Elephants") - ab Herbst wird "Breaking Dawn" in Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana und im kanadischen Vancouver gedreht, so die Produktionsfirma Summit Entertainment in einer Aussendung.
Um den Hype noch bestmöglich auszunützen, wird "Breaking Dawn" in zwei Filme aufgeteilt. Der erste soll am 18. November 2011 in den amerikanischen Kinos starten. Nach Catherine Hardwicke ("Twilight"), Chris Weitz ("New Moon") und "Eclipse"-Regisseur David Slade konnte Oscar-Gewinner Bill Condon ("Dreamgirls", "Kinsey") für die Verfilmung gewonnen werden.
Vierter "Twilight"-Teil in 3D?
Noch steht in den Sternen, ob Summit Entertainment ihre Pläne verfolgen wird, den vierten Teil der Saga in 3D zu filmen. "Das wäre verrückt", erzählte Kristen Stewart nach Aufkommen der Gerüchte in einem MTV-Interview. Immerhin gebärt Bella in "Breaking Dawn" ein halb vampireskes und halb menschliches Baby. "Ich will nicht, dass das Baby beängstigend aussieht und das Publikum förmlich anspringt."
Mädchenscharm Pattinson hat inzwischen genug von der "Twilight"-Euphorie und der ständigen Medienaufmerksamkeit, gestand erst kürzlich in einem Interview mit der "New York Times": "Die gute Nachricht ist, dass das alles in sieben Monaten vorbei ist."
Quelle: die Presse
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